Ratgeber & Hintergrundinfos
Was sind Nematoden?
Nematoden sind Fadenwürmer oder Älchen. Der Name Nematoden leitet sich ab vom Altgriechischen “nema”, das übersetzt “Faden” bedeutet. Die kleinen Vielzeller sind sehr artenreich (Schätzungen liegen zwischen 20.000 und 10 Millionen verschiedenen Wurmarten) und leben vorzugsweise in feuchter Erde.
Einige Arten leben von Mikroben, andere hingegen parasitieren Larven von anderen Insekten und sind aufgrund dieses Verhaltens bei der natürlichen Schädlingsbekämpfung kaum mehr wegzudenken.
Artenreiche Würmchen - die Nematoden
Nicht alle Nematoden sind gleichsam wirksam in der Schädlingsbekämpfung. Einige Arten schädigen aufgrund ihres Fressverhaltens Wurzeln von Pflanzen und schwächen deren Stoffwechselkreislauf. Vor allem Gemüse wie Blattspinat oder auch Raps werden von ihnen befallen. Ernteverluste sind leider daraufhin oft die Folge. Andere Arten hingegen ernähren sich von Bakterien, Pilzen oder Insekten. Die Arten, die in der natürlichen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden, sind SF-, HB- und SC-Nematoden.
Wozu dienen Nematoden?
Nematoden, die Insekten parasitieren, werden sehr oft im professionellen Garten- und Landschaftsbau gegen Schädlinge eingesetzt, die die Pflanzen beschädigen können. Sie fungieren als sogenannte Nützlinge, die die Larven der Schädlinge parasitieren. Viele Larven von unterschiedlichen Insekten ernähren sich, um sich zu entwickeln, von Wurzeln und Blattwerk von Pflanzen. Die befallenen Pflanzen haben keine Kraft, Früchte auszubilden, wodurch es zu hohen Ernteeinbußen kommen kann. Die parasitierten Larven können sich durch die Nematoden nicht mehr weiterentwickeln, wodurch es auf lange Sicht gesehen zur Dezimierung und schlussendlich endgültigen Vertreibung der Schädlingspopulation kommt.
Wie funktionieren Nematoden?
Nematoden leben zusammen mit speziellen Bakterien in friedlicher Symbiose. Die Bakterien injiziert der Fadenwurm in eine für ihn passende Larve. Die Bakterien sorgen nun dafür, dass die Larve von innen heraus verdaut wird. Die Nematode nutzt den daraus entstehenden Verdauungsbrei selbst als Nahrung und auch zur Fortpflanzung. Ist der Wirt vollständig aufgefressen, so verlassen die Nematoden die übriggebliebene Hülle und suchen sich den nächsten Wirt.
Gegen welche Schädlinge sind Nematoden einsetzbar?
Es gibt verschiedene Nematoden, wodurch viele unterschiedliche Schädlinge bekämpft werden können. Nematoden sind unter Anderem wirksam gegen:
- Trauermücken
- Dickmaulrüssler
- Schnecken
- Gartenlaubkäfer
- Ameisen
- Engerlinge
- Buchsbaumzünsler
- Thripse
- Wiesenschnaken
- Apfelwickler
Wie wende ich Nematoden richtig an?
Nematoden werden bequem per Post nach Hause geliefert. Sie sind in einem Tongranulat, das man in Wasser auflöst. Die genaue Wassermenge ist abhängig von der Menge der bestellten Nematoden - die genauen Angaben befindet sich auf der Beschreibung!
Daraufhin kann man das Nematoden-Wasser mit einer Gießkanne überall dort verteilen, wo man Nematoden im Boden haben möchte. Für eine Fläche von einem Quadratmeter benötigt man ca. 500.000 der kleinen Fadenwürmer.
Wichtig ist, dass die Fadenwürmer sehr schnell nach der Lieferung ausgebracht werden. Hat man erst am nächsten Tag Zeit dafür, so müssen die Pakete mit den Fadenwürmern bei vier bis acht Grad Celsius gelagert werden, da die kleinen Würmer bei wärmeren Temperaturen aktiv werden.
Gibt es Dinge bei der Anwendung von Nematoden zu beachten?
Da die meisten Larven von Schädlingen im Boden leben, sollte man diesen vor der Anwendung präparieren, damit die Nematoden die bestmögliche Umgebung haben, um ihre Arbeit aufnehmen zu können.
- Damit der Boden das Nematodenwasser gut aufnehmen kann, ist es ratsam, ihn vor der Ausbringung der Fadenwürmer anzufeuchten. So sickert das Nematodenwasser besser in die tieferen Erdschichten ein.
- Während des gesamten Behandlungszeitraumes sollte man darauf achten, dass der Boden nie austrocknet und immer moderat feucht ist. Staunässe muss jedoch vermieden werden!
- Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden, da die Nematoden empfindlich auf Sonnenlicht reagieren. Am besten ist es, die Nematoden bei bedecktem Himmel auszubringen oder in den Abendstunden, wenn die Sonne schon untergegangen ist. So wird vermieden, dass die Nematoden mit Sonnenlicht in Kontakt kommen.
- Den Boden nach der Ausbringung der Nematoden nachwässern, damit die Nematoden tiefer ins Erdreich gespült werden.
SF-Nematoden
Die Nematodenart Steinernema feltiae (SF-Nematoden) ist sehr wirksam gegen einige lästige Insektenarten wie Trauermücken, Ameisen und Larven von der Kirschfruchtfliege, die ebenfalls in der Erde leben. Hierzu die SF-Nematoden im Wasser auflösen und überall dort verteilen, wo sich die Insekten bzw. ihre Larven aufhalten. Bei einem Ameisenbefall das Nematodenwasser direkt in den Ameisenbau gießen.
Ebenso können SF-Nematoden gegen Apfelwicklerlarven eingesetzt werden, die als verpuppte Larven unter der Borke von Bäumen überwintern. Die Anwendung von SF-Nematoden ist etwas umständlicher und Anwendungsfehler können schneller auftreten. Mithilfe von Sprühflaschen muss die Nematoden-Wasser-Mischung flächendeckend auf den betroffenen Baum aufgetragen werden. Richtig angewendet bewirken die SF-Nematoden, dass die Larven absterben.
Was muss man bei der Anwendung von SF-Nematoden beachten?
- Anwendung der SF-Nematoden ist ab Bodentemperaturen von 12 Grad Celsius möglich
- ganzjährige Anwendung
- zersetzen Larven von Trauermücken und anderen Insekten
- solange Larven vorhanden sind, sind auch Nematoden aktiv. Finden sie kein Fressen mehr, sterben sie von alleine ab
- fressen keine Pflanzen, da sie nur auf Larven gehen
SC-Nematoden
Nematoden der Gattung Steinernema carpocapsae (SC-Nematoden) können gegen die Schädlinge eingesetzt werden, gegen die herkömmliche Bekämpfungsmittel nur wenig ausrichten können. Larven von Wiesenschnaken, Erdraupen und Maulwurfsgrillen werden von SC-Nematoden infizieren die Schädlinge mit einem Bakterium, woraufhin diese absterben. Bei den SC-Nematoden ist zu beachten, dass (je nach Schädling) nur zu bestimmten Zeiten ausgebracht werden können:
- April/Mai: Maulwurfsgrillen
- Juni/Juli: Erdraupen
- September: Wiesenschnaken
HB-Nematoden
Nematoden der Gattung Heterorhabditis bacteriophora sind zwar räuberisch, gelten jedoch trotzdem als Nützlinge. Sie sind gegen die Larven von Dickmaulrüsslern, Engerlingen, Gartenlaubkäfern sowie Junikäfern und Maikäfern einsetzbar. Zwischen April/Mai und von August bis Oktober befinden sich die Schädlinge im Boden, weshalb es wichtig ist, in diesem Zeitraum die HB-Nematoden auszubringen.
Was muss bei HB-Nematoden beachtet werden?
HB-Nematoden sind wie SF-Nematoden ab Bodentemperaturen über 12 Grad Celsius einsatzbereit. Sie parasitieren nur die Larven der Dickmaulrüssler und sind deswegen auch nur in diesem Entwicklungsstadium wirksam gegen diese Schädlingsart. Aufgrunddessen, dass Dickmaulrüssler mehrere Jahre alt werden, muss eine Behandlung mit HB-Nematoden über mehrere Jahre hinweg immer wieder durchgeführt werden. Nur so geht man sicher, dass man nach und nach die Käferpopulation eindämmt und schlussendlich vollständig auslöscht.